Wednesday 25 November 2009

Zimbabwe - ein neuer Anfang

Der Grund meiner Reise nach Zimbabwe war, dass ich selber erfahren wollte wie es tatsächlich dort aussieht. Einen neutralen Bericht aus Zimbabwe zu erhalten ist nicht einfach, die Nachrichten die uns erreichen sind meist nur negativer Natur und in der Tat, gab es vor allem im letzten Jahr sehr viel Negatives zu berichten. Ein politischer Disput, der auf Kosten der Bevölkerung ausgetragen wurde, der Ausbruch von Cholera und die höchste Inflation in der Geschichte eines Landes . Seit Februar 2009 stabilisiert sich das Land allmählich wieder, doch in wieweit sind die Narben geblieben? Gibt es tatsächlich eine positive Entwicklung? Zumindest hatte es mich gefreut, als ich vor meiner Reise, auf der Webseite des Auswertigen Amtes geschaut habe, dass die Reisewarnung für Zimbabwe aufgehoben wurde.

Ankunft in der Hauptstadt Harare: der Flughafen ist recht modern – vergleichbar mit anderen afrikanischen Flughäfen. Wir werden von einer Gruppe traditionellen Tänzern und Trommlern empfangen – und neben dran stehen ein paar große Mercedes und andere Luxus-Autos. Wir fahren durch ein Wohnviertel der Stadt – die Straßen weisen viele Schlaglöcher auf, die Häuser sind einfach, aber im guten Zustand und die Stadt blüht förmlich. In jeder Straße stehen Jakaranda-Bäume. Es erinnert mich an Pretoria in Südafrika, die Jakaranda-Stadt genannt wird, doch in Harare stehen weitaus mehr der Bäume. Sie verlieren ihre violetten Blüten auf den Straßen und die Stadt sieht „geschmückt“ aus.
Am Schluss meiner Reise werden wir noch mal ein paar Tage hier verbringen, doch jetzt geht die Fahrt ca. 300 km in Richtung Süden nach Masvingo und den Ruinen von Great Zimbabwe.
Erstaunlicherweise ist die Straße nach Süden, die auch die Verbindung mit Südafrika ist, in einem sehr guten Zustand. Geteert – entgegen meinen Erwartungen auch ohne Schlaglöcher. Lediglich ein wenig holperig bei 120 km/h. Das liegt an den vielen LKWs, die diese Straße nach Südafrika und zurück nutzen. Unser Fahrer muss aber Gas geben denn unser Flug ist verspätet gelandet und wir würden gerne vor der Dunkelheit ankommen.
Unsere erste Unterkunft ist „Lodge at the Ancient City“. Eine Lodge, die im Stil der Ruinen von Great Zimbabwe gebaut wurde. Zwischen riesigen Felsen und „Msasa Trees“ Bäumen stehen die einzelnen Hütten (Rondavels), in denen wir übernachten. Sie sind großzügig gebaut und im afrikanischen Stil eingerichtet. Früh am nächsten Morgen, kurz nach dem Sonnenaufgang fahren wir zu den Ruinen von Great Zimbabwe. Man kann die Ruinen jeden Tag in der Zeit von 6:00 Uhr bis 18:00 Uhr besichtigen. Der Eintritt kostet 15,00 USD, mit einem Führer weitere 3,00 USD – eine geringe Investition für eine sehr gute Führung. Auf dem Weg zu einem kleinen Hügel, der den Hauptsitz des Königs darstellt, erläuterte uns unsere Führerin Joyce den Ursprung der Ruinen – es war damals die Hauptstadt eines Reiches, das sich von Mosambik bis nach dem heutigen Botswana erstreckte. Die Ruinen im Tal waren die „Gemächer der 200 Frauen die der König hatte – seine Frau Nr. 1 hatte das größte Gemäuer mit den bekannten Turm. Erbaut wurden sie zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert – man kann gut erkennen wie die Entwicklung der Bauweise über die Jahre voranschritt. Die ältesten Teile waren einfach nur Steine, die aufeinander gestapelt wurden. Die neusten Teile der Anlage sind viel stabiler gebaut und mit Mustern verziert. Die Bauwerke von Great Zimbabwe haben eine sehr große Bedeutung für das Land, es gibt dem Land seinen Namen „Zimbabwe“ und bedeutet in der Sprache der Shona „Haus aus Stein“. Nach der Unabhängigkeit im Jahre 1980 hat das Land diesen Namen bekommen. In den Ruinen standen ein paar Statuen vom Bateleur Adler, ein Symbol des damaligen Staates. Heutzutage ist das Abbild dieser Statuen auf der Landesflagge und weiteren offiziellen Abzeichen zu finden.
Die Fahrt geht weiter zum 300 km entferntem Bulawayo – die zweitgrößte Stadt des Landes. Die Straße dorthin war in einem noch besseren Zustand als die vom Vortag. Die Stadt auch hier, geschmückt mit vielen Jakaranda-Bäumen, erstaunlich ordentlich und sauber. Da es ein Sonntag war, waren die Straßen leer gefegt, schon fast unheimlich. Am nächsten Morgen jedoch sah alles ganz anders aus. Man kann sich tatsächlich nicht vorstellen, dass es vor nur ein paar Monaten hier kein Benzin und keine Lebensmittel zu kaufen gab – die Stadt brummte und funktionierte so gut wie jede andere afrikanische Stadt, die ich bis jetzt besucht hatte. Die Einführung des US Dollars und Abschaffung der eigenen Währung hat den entscheidenden Unterschied in den letzten Monaten gemacht. Es gab dem Land wieder Stabilität, die es wirklich gebraucht hatte. Generell gab es Verbesserungen, z.B. gibt es jetzt auch wieder regelmäßig Strom – es gibt immer noch genügend Ausfälle, doch die Zeiten, in denen man gerade mal 4 Stunden Strom pro Tag hatte, sind vorbei.

In Bulawayo wohnten wir in dem alten Club-Haus aus der Gründungszeit der Stadt. Erbaut 1895 trägt es jetzt wieder den Charme der damaligen Kolonialzeit. Großzügige Räume im alten britischen Stil mit Ledercouchen, Kamin und Holzverkleidungen an den Wänden. Das Haus ist gerade komplett renoviert worden und ist ausgestattet mit Porträts der ehemaligen Mitglieder, deren Jagdtrophäen und mit allen Accessoires im königlichen Stil, die die Herren der Zeit aus London mitbrachten. Wie die Managerin Hazel uns erklärte, ist man natürlich nicht stolz auf den Teil der Geschichte des Landes, doch gehört es alles zum Werdegang des Landes und man sollte sich auch an die Teile erinnern, die das Land geformt haben.
Den Sonnenuntergang haben wir auf dem Felsen „World of Views“ verbracht in den Matopos Hills. Es ist einer der Orte, die man nur schwer beschreiben kann was genau die Schönheit ausmacht. Auf einer großen Felskuppel liegen verstreut ein paar runde Felsen, als ob man die dort hingerollt hat. Schon Cecil John Rhodes fand diesen Ort so beeindruckend, das er in seinem Testament schrieb, dass er hier seine letzte Ruhe finden möchte. Sein Grab liegt zwischen den Felsen.
Am Nächsten Morgen fuhren wir wieder zu den Matopos Hills, in den Nationalpark und der Gegend, an der es die höchste Konzentration an Leoparden gibt (ein Leopard pro 2 km²) doch sieht man sie nur selten in den felsigen Hügeln. Allerdings sind wir an diesem Tag noch aus einem anderen Grund früh aufgestanden – ein Rhino Walk. Von einem Ranger geführt, liefen wir zu Fuß durch den Busch, um den Breitmaul-Nashörnern ganz nah zu kommen. Zum Glück riechen die Tiere keinen Angstschweiß! In dieser Gegend vermehren sich die Breitmaul- sowie die Spitzmaulnashörner sehr gut und werden auch öfters von hier aus in andere Parks gebracht. Es dauerte also nicht sehr lang bis wir die erste Nashornkuh und ihr Kleines sahen. Kaum zu glauben, dass wenn man sich auskennt, man tatsächlich bis auf wenige Meter an die Tiere herankommen kann, ohne dass es sie stört.
Zum Mittagessen waren wir in die Amalinda Lodge eingeladen. Diese Lodge ist in der Tat etwas Besonderes: Die einzelnen Zimmer sind in den felsigen Hügeln hineingebaut. Vielmehr sind die Zwischenräume der Felsen mit Mauern ausgefüllt und daraus sind Zimmer einstanden. An diesem Ort herrscht Ruhe – die Natur ist trocken und idyllisch. Kein Fernseher und kein Handynetz. Nur Vogelstimmen und das Rasseln vom Wind in den Bäumen.
Die Fahrt ging weiter in den Hwange National Park, dort übernachteten wir in der Ivory Lodge. Die Ivory Lodge besteht aus einzelnen Zimmern, die hoch auf Stelzen um ein Wasserloch gebaut wurden. An Stelle von Fenstern verfügen die Zimmer über einseitige, großzügige Aussparungen und somit fühlt man sich dem Bush wirklich nahe. Eine Herde Kafferbüffel trafen wir mit dem Geländewagen direkt vor dem Camp an, gefolgt von ca. 10 Löwen, die versucht hatten die Herde anzugreifen – ohne Erfolg. Die Tiere warten geduldig – und wir auch, also saßen wir in einem Hide bei der Lodge und beobachteten die Herde, ca. 80 Büffel und das Rudel Löwen in der Ferne. Im Flutlicht, das am Wasserloch angebracht wurde, fühlten sich die Büffel sicher. Sie verbrachten die ganze Nacht dort. Von meinem Zimmer aus konnte ich sie beobachten und am nächsten Morgen ist die Herde erst kurz nach Sonnenaufgang weitergezogen. Die Löwen haben keinen erwischt.
Am nächten Tag waren es dann nur noch 280 km bis zu den Victoria Falls. Der Ort ist ein wenig kleiner als ich dachte, nur eine Straße, an der die meisten Veranstalter ihre Büros haben. Hier kann man alle Aktivitäten rund um die Victoria Falls buchen. Diese Region scheint nicht so sehr von den Problemen betroffen zu sein, die das Land in den letzten Jahren betroffen hatte. Wir sind nach der Trockenzeit da, also sind die Fälle nicht sehr voll mit Wasser und trotzdem sind sie sehr beeindruckend! Mosy-oa-Tunya heißt „der Rauch, der donnert“ wie es bei den Einheimischen heißt, ist eine große Attraktion. Es ist sehr anders hier als im Rest des Landes. Die Hotels sind gut gefüllt, es werden viele Kuriositäten und Souvenirs verkauft. Wir haben die Nacht ein wenig außerhalb und ruhig gelegen im „Stanley & Livingstone Hotel“ verbracht – ein wirklich schöner Ort, abseits vom Trubel. Die Einrichtung ist sehr britisch und großzügig.
Eine Bootsfahrt auf dem Zambezi-Fluss darf nicht fehlen – es legen zur gleichen Zeit viele Boote ab, wir haben 12 gezählt. Sie verteilen sich aber auf dem mächtigen Fluss und der Sonnenuntergang ist wahrlich zauberhaft.

Per Flugzeug ging es zurück nach Harare zur Shanganai–Messe. Eine Tourismusmesse, die zum dritten Mal in Zimbabwe veranstaltet wird. Wir hatten in den nächsten Tagen viele Möglichkeiten, uns mit Leuten aus der Tourismusbranche aber auch der Presse, Industrie und Politik zu unterhalten. Sie überzeugten mich, dass das Land nun wirklich eine Veränderung durchlebt und sich in eine neue und bessere Richtung bewegt. Die Stimmung ist durchaus positiv – jedoch ist jedem bewusst, dass es noch ein weiter Weg ist bis das Land wieder auf einem grünen Zweig gelangt. Die Menschen, mit denen ich die Gelegenheit hatte zu sprechen sind jedoch bereit, alles dafür zu tun und viel Kraft zu investieren. Weiterhin wurden wir eines Nachmittags zum State House geladen, vom Präsidenten des Landes Robert Mugabe. Eine kleine und feierliche Zeremonie hatte unter einem Zelt im Garten des State House stattgefunden. Die Ansprache war beeindruckend. Der Präsident erschien mir als ein alter weiser Mann, den man niemals zutrauen würde, Entscheidungen zu treffen, die seinem Land schaden würden. Die Geschichte hat uns jedoch eines anderen belehrt. Er scheint über all dem zu stehen und hatte auch beteuert, dass das Land noch nie mit einem anderen Land streiten wollte – mit Individuen, ja. Er hatte keine Entschuldigung für die Vergangenheit, er hat auch nicht gesagt, dass in der Zukunft alles gut sein wird. Er hat gesagt, es ist wie in einem Spiel – man soll es spielen so gut man kann, mal verliert man und mal gewinnt man – die Hauptsache ist, dass man die Regel befolgt, man sein Bestes gibt und niemals aufgibt. Was man davon hält ist jedem selbst überlassen. Nach meiner Reise empfinde ich, dass die Menschen diejenigen sind, die die Motivation haben, die Zukunft zum besseren zu wenden, auch haben sie sehr viel Geduld bewiesen unter den schwierigen politischen Umständen im letzten Jahr. Es hätte auch ein Bürgerkrieg ausbrechen können, stattdessen arbeiten sie jetzt hart daran, das Land wieder in eine stabile Position zu bringen.
Als Tourist wird man im Moment dort mit offenen Armen empfangen, denn die Hoffnung ist groß, dass es wieder viele Menschen geben wird, denen sie ihr Land mit Stolz präsentieren können. Es ist auch ein sehr beeindruckendes Land und wir freuen uns darauf, dass auch wir ab 2010 Reisen nach Zimbabwe wieder veranstalten werden. Das Südliche Afrika hat Zimbabwe zurück – entdecken Sie das vergessene Land!




- Ralf-Erik Hahn
(Text und Bilder von Ralf-Erik Hahn)

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